BAU KUNST ERFINDEN - Steffi Silbermann

BAU KUNST ERFINDEN - Steffi Silbermann

Salix 3D - Textile Tektonik im Holzbau

Zur Herstellung von Holztextilien werden Fadenmaterialien benötigt, die einen sehr kleinen Querschnitt besitzen, quasi endlos und extrem biegsam sind. Mit kurzen Holzfädensowie Holzdraht gab es bereits Ansätze hierzu im holzverarbeitenden Handwerk der Sparterie (Holzweberei) des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts (Purfürst, 1880), ebenso mit Weidenruten und Weidenschienen in der Korbflechterei und der Ingenieursbiologie (Verdet-Fierze & Verdet-Fierze, 2004). Bis heute ist kein endloser Faden aus Vollholz bekannt, der als Halbzeug für technische Textilien verwendet werden kann.
An der Forschungsplattform BAU KUNST ERFINDEN der Universität Kassel wird derzeit ein Endlosfaden aus Holz entwickelt. Aus diesem Weidenvollholzmonofil werden leichte, elastische und stark 3D verformbare Textilholzelemente hergestellt. Mit eigens für das Verfahren entwickelten Maschinen wird das Monofil zu belastungsdifferenzierten Geweben, Gelegen oder Geflechten arrangiert und dann bei Temperatur und Druck in Pressen formfixiert. Mit dem Endlosfaden können auch Preform-Verfahren genutzt werden, bei denen das Monofil nicht nur zu planaren Textilien sondern direkt zu 3D geformten tragfähigen Gebilden wie Röhren oder Verzweigungen verarbeitet werden kann. Durch das Einarbeiten von Funktionsfasern können textilen Holzbauteilen auch aktiviert werden. Ihnen können so gezielt zusätzliche elektrische, akustische oder optische Eigenschaften verliehen werden. Anwendungsbereiche dieses neuartigen Leichtbaumaterials sind die Architektur, das Design und der Fahrzeugbau.
Die Weide (lat. Salix) ist ein in allen Kulturräumen Europas vorkommender, nachwachsender High-Tech Werkstoff und damit eine wertvolle heimische Materialressource. Trotz ihrer hervorragenden Materialeigenschaften wird sie heute vor allem als Energiepflanze genutzt, da ihre Verarbeitung bislang allein auf handwerklichen Methoden beruht. Weidenholz hat ein besonders günstiges Verhältnis von Gewicht, Zugfestigkeit und Biegsamkeit. Textile Weidenformteile sind aufgrund ihrer extremen 3D-Verformbarkeit bei gleicher Belastung leichter als übliche Formholzelemente.
BAU KUNST ERFINDEN


Forschungsplattform der Universität Kassel
Prof. Heike Klussmann
Dipl. Des. Steffi Silbermann
FB 06 - Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung, Henschelstraße 2, D-34127 Kassel
www.baukunsterfinden.org

 

 

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