Ein Reallabor in Berlin-Britz
In Berlin-Britz entstehen ab 2023 zwei experimentelle, mehrgeschossige Wohnungsbauten, die im Grundriss und im Volumen identisch sind, sich aber in ihrer Materialität und Bauweise ganz wesentlich unterscheiden: Ein Holz- und ein Ziegelhaus. Grundsätzlich wird eine robuste, baubiologisch unbedenkliche und möglichst zirkuläre Bauweise mit minimalem Technikeinsatz in beiden Häusern angestrebt. Während im Holzhaus der konzeptuelle Fokus auf Reversibilität und Modularität liegt, wird im Ziegelhaus der Schwerpunkt auf eine robuste, mineralische Bauweise gelegt, die eine möglichst lange Lebens- und Nutzungsdauer ermöglicht. Überkommene Ziegelbauwerke der Antike oder Kalkputze aus der Renaissance veranschaulichen das bautechnische und baustoffliche Potential mineralischer Konstruktionen.
Ob sich diese Potentiale mit heutigen Anforderungen eines Bauwerks der Gegenwart vereinen lassen, das ressourcenschonend errichtet, genutzt und betrieben werden können muss, soll in diesem „Reallabor“ erprobt werden. Ziel ist es daher, sinnige Verbindungen altbewährter Materialien und innovativer Technologien zu finden, um eine zukunftsweisende Bauweise jenseits des ungezügelten Emissionsausstoßes zu entwickeln. Die Außenwände des mineralischen Ziegelhauses werden als monolithisches Einsteinmauerwerk errichtet, das wärmedämmend verfüllt wird. Ein rein mineralischer Waschputz aus Kalk kommt an der Fassade zum Einsatz, der zudem über Zuschläge aus recyceltem Ziegel besteht. Auf diese Weise kann auf konventionelle, fossile Zuschläge und auf einen Farbanstrich verzichtet werden: Das Material färbt auf „natürliche“ Weise selbst den Putz.
Auf Beton soll aufgrund seiner Klimaschädlichkeit sowie seiner nur bedingten Recyclingfähigkeit so weit wie möglich im Projekt verzichtet werden. Daher kommen beispielsweise besonders schwere Innenwandziegel für die Wohnungstrennwände zur Anwendung, sodass hier nicht wie üblich auf Beton zurückgegriffen werden muss. Auch die Geschossdecken werden betonarm als elementierte Brettsperrholz- oder aber als Ziegeleinhängedecken geplant. Das einfache Holz-Sparrendach wird mit Indach Photovoltaikmodulen gedeckt, die der Stromerzeugung dienen. Beim Bodenbelag kommt Dachziegel-Ausschussware in Form eines zementfreien Terrazzos zum Einsatz.
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