Für den Rosenstein-Pavillon aus Gradientenbeton dienten lastabtragende Gewebe aus der Natur als Vorbild. „Die Struktur des menschlichen Knochens passt sich im Laufe des Lebens dynamisch an äußere Anforderungen an“, erklärt Kovaleva. Der Körper bildet dort, wo er höher belastet wird, mehr Knochenmasse. An Stellen, an denen der Knochen weniger tragen muss, spart er Material und Gewicht ein. Ziel der jungen Architektin war es, diese Konstruktionsprinzipien auf ihren Experimentalbau zu übertragen und durch eine lastabhängige Materialverteilung weniger Ressour- cen zu verbrauchen. Wie in der Natur dürfe man dabei die Form, die Struktur und das Material eines Objekts nicht getrennt betrachten, sondern müsse es als eine Einheit sehen, sagt die 31-Jährige. Weil am ILEK Architekten und Bauingenieure traditionell eng zusammenarbeiten, wurde der Pavillon im Rahmen eines integrierten Planungsprozesses entwickelt, bei dem das Team architektonische, statische und fertigungstechnische Anforderungen bereits in einer sehr frühen Entwurfsphase miteinander verknüpfte.
Bei ihren Planungen griff Kovaleva zudem auf Forschungen zu funktional gradierten Strukturen zurück, die das Team am ILEK um dessen Leiter Prof. Werner Sobek seit den 1990er-Jahren betreibt. Dabei optimieren die Forscher die innere Struktur von Bauelementen, während die Außengeometrie unverändert bleibt, um so weniger Material zu ver- brauchen. Beim sogenannten Gradientenbeton etwa werden unterschiedliche Betonmischungen je nach den jeweils geforderten statischen oder bauphysikalischen Anforderungen gezielt in die entsprechenden Bereiche des Bauteils eingebracht.
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