Campus der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung und Revitalisierung des Benjamin Franklin Village in Mannheim
Der neue Campus der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung wird im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen entstehen. Dieser ist in den 1970er bis 90er Jahren als Großwohnsiedlung konzipiert worden und beherbergt heute etwa 13.000 Menschen. Das Hochschulprojekt reagiert auf die großmaßstäblichen Gebäudefiguren des Quartiers und schreibt das differenzierte Gefüge von weitgehend grünen öffentlichen und halböffentlichen Außenräumen fort.
Drei langgestreckte Volumen rahmen und verdichten einen öffentlichen Park, sodass zwei Hauptbereiche mit eigenem Charakter entstehen: Ein angehobenes Gartenplateau zwischen den beiden Wohnriegeln für die Studierenden und ein ebenerdiges, grünes Zentrum vor dem Hochschulgebäude, das unter alten Bäumen der ganzen Nachbarschaft Begegnungsorte für Freizeit, Sport und zum Lernen anbietet.
Die Erdgeschosszonen sind mit öffentlichen Nutzungen versehen: Mensa, Hörsäle, Bibliothek im Bereich der Uni und Freizeiteinrichtungen für alle Studierenden unter den siebengeschossigen Wohnriegeln. Zusammen mit der farbigen Behandlung der Fassaden wird durch die mehrfach leicht geknickte Gebäudeform die repetitive Natur der modularen Studierendenwohnheime aufgelöst. Auch die Flure der Obergeschosse werden durch die Knicke in übersichtliche Raumabschnitte gegliedert, von denen jeder eine Gemeinschaftsküche sowie zwei Wohnungen für besondere Bedürfnisse enthält.
Das als „Groundscraper“ konzipierte, 130 m lange Hochschulgebäude fasst den Campus im Norden. Die klare Raumkante ist in den Obergeschossen durch alternierende Pavillons und Höfe aufgelockert, die Erdgeschossfassade ist transparent gehalten und lässt von einem überdachten Parkweg aus Einblicke in die Nutzungen zu. Intern ist das Gebäude entlang einer viergeschossigen Erschließungsachse organisiert, welche die Lehrräume und Verwaltungseinrichtungen der verschiedenen Fakultäten sowie die zahlreichen weiteren Funktionen einer modernen Bildungseinrichtung miteinander verknüpft. Angelegt als großzügiger, natürlich belichteter Erschließungsraum schafft diese Magistrale eine Vielzahl zusätzlicher Aufenthaltsbereiche für selbstorganisiertes Lernen.
Mit dem Nachhaltigkeitskonzept werden vor allem im Bereich der grauen Energie neue Wege beschritten: Das gesamte Projekt wird in einer ressourcenschonenden, weitgehend CO2-reduzierten und emissionsarmen Holz-Hybrid- und Holzmodulbauweise errichtet. Für ein Projekt mit einem Umfang von 1000 Moduleinheiten ist dies bislang ohne Beispiel.
Benjamin Franklin Village in Mannheim
Dieses Projekt ist Bestandteil der Revitalisierung des in den 1950er Jahren entstandenen Benjamin Franklin Village im Nordosten Mannheims, eines der größten ehemaligen Wohngebiete der in Europa stationierten US-Streitkräfte. Eingebettet in eine weitläufige Parkanlage entsteht hier durch Konversion und Nachverdichtung ein Stadtteil für rund 10.000 Menschen, dessen Nutzungsvielfalt von Arbeits-, Betreuungs- und Ausbildungsstätten bis hin zu Kultur-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten reicht.
Der Entwurf folgt dem Grundgedanken einer umfassenden Zielgruppenvielfalt bei sozialer Durchmischung. Vier Neubauten mit diversen Wohntypologien, von Clusterwohnungen über klassisches Familienwohnen bis hin zum kleinen Apartment, gruppieren sich um einen gemeinsamen Innenhof. Ihre Erschließung erfolgt über stützenfreie und mit etwas Abstand vor der Außenwand angehängte Laubengänge, die auf breiten Terrassen eine Aneignung durch die Bewohner und spontane Begegnungen im Alltag ermöglichen. Die Farbgebung der Untersichten und Schotten akzentuiert diese besonderen Räume zusätzlich.
Solche gemeinschaftlich genutzten Flächen sind Herzstück und Katalysator einer Kultur solidarischen Zusammenlebens im Quartier. Das Quartiersforum bildet als „erweitertes Wohnzimmer“ mit Küche, Lounge, Coworking Space, Werkstätten und einer Dachterrasse einen Kristallisationspunkt für das Miteinander in der Nachbarschaft.
Die Neubauten sind in Holzrahmenkonstruktion mit Holz-Beton-Verbunddecken erstellt. Zusätzlich wurde ein Bestandsgebäude an der Nordostseite des Grundstücks saniert und durch eine zweigeschossige Aufstockung in Holzbauweise erweitert. Das Achsraster der Holzrahmenkonstruktion bildet eine konstruktive Grundlage, die auf einfache Weise eine hohe Grundrissvariabilität ermöglicht. Jeder Wohnungstyp wurde in zwei verschiedenen Größen angelegt, so dass Grundrisse mit Nord-Süd-Ausrichtung durch ihre geringere Tiefe das Tageslicht besser ausnutzen. Insgesamt wurde eine Vielfalt von Wohnungsgrößen wirtschaftlich umgesetzt, die mit den Flächenanforderungen unterschiedlicher Wohn- und Lebensbedürfnisse korrespondiert und Anpassungsmöglichkeiten für die Zukunft bietet.
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